Mistel

Der Begriff Misteln umfasst die Arten der Gattung Viscum aus der Familie der Sandelholzgewächse (Santalaceae). Wie viele Arten zu den Misteln gehören, ist jedoch umstritten. Dies liegt daran, dass die Viscum-Arten teilweise mit den Arten nahestehender Gattungen zu einer eigenen Familie der Mistelgewächse (Viscaceae) zusammengefasst werden. Je nach Abgrenzung liegt die Anzahl der anerkannten Arten daher zwischen etwa 400 und 1400. In Mitteleuropa ist beispielsweise die Weiße Mistel (Viscum album) heimisch.

Was bewirkt die Mistel?

Misteln leben als sogenannte Halbschmarotzer auf Bäumen oder Sträuchern: Sie verfügen über keine gewöhnlichen Bodenwurzeln, sondern über spezielle Saugwurzeln, die in das Holz ihres Wirts eindringen, um ihm Wasser und je nach Art auch Nährstoffe zu entziehen. Im Gegensatz zu Vollschmarotzern können Misteln mit ihren chlorophyllhaltigen immergrünen Blättern Photosynthese durchführen. Trotzdem kann der Befall mit Misteln zum Absterben einzelner Äste des Wirts oder bei starker Ausbreitung auch des ganzen Wirts führen.

Die Pflanzenteile der Mistel enthalten Giftstoffe, die je nach Wirt eine unterschiedlich hohe Wirkung haben. Das Mistelgift kann bei kleinen Kindern zu Magen- und Darmbeschwerden führen. In geringer Dosis wird es seit der Antike als Naturheilmittel gegen epileptische Anfälle und Schwindel verwendet. Auch in der alternativen Krebstherapie werden Misteln eingesetzt, wobei ihre Wirksamkeit allerdings nicht belegt ist.

Warum küsst man sich unterm Mistelzweig?

In der Vorweihnachtszeit werden vor allem in England über den Türrahmen Mistelzweige aufgehängt, unter denen jedes Mädchen geküsst werden darf, das darunter hindurchgeht. Worauf sich dieser Brauch genau zurückführen lässt, ist nicht endgültig geklärt. Er könnte auf die nordischen Göttersagen zurückgehen, in denen die Mistel die heilige Pflanze der Liebesgöttin Frigga gewesen sein soll: Ihr Sohn Balder konnte der Erzählung nach nur mit einer Pfeilspitze aus einem Mistelzweig getötet werden. Als es der Liebesgöttin gelang, den verstorbenen Balder ins Leben zurückzuholen, soll sie vor Freude jeden geküsst haben, der unter dem Baum entlang ging, von dem der tödliche Mistelzweig gestammt hatte. Von diesem Zeitpunkt an sollten auch alle, die später unter der Mistel stehen würden, einen Kuss als Zeichen der Liebe erhalten.