Kernschmelze

Die Kernschmelze ist der größte anzunehmende Unfall beim Betrieb von Atomreaktoren. Beim sogenannten GAU werden die Brennstäbe im Inneren des Reaktors so extrem überhitzt, dass sie flüssig werden. Diese radioaktive Schmelze kann nicht mehr kontrolliert werden.

Die Kernschmelze ist meist das Resultat eines Ausfalls des Reaktor-Kühlsystems: Die Brennstäbe bestehen aus reinem Uran oder aus einer Mischung von Uran und Plutonium. Ohne Kühlung steigt die Temperatur dieser Stäbe soweit an, bis die radioaktiven Stoffe im Inneren inklusive der Brennstabhülle aus Stahl schmelzen und auf den Boden des Atomreaktorbehälters fallen. Im schlimmsten Fall bildet sich ein sehr explosives Knallgasgemisch durch die aufgrund der Hitze getrennten Gase Wasser- und Sauerstoff.

Folgen einer Kernschmelze

Die spaltbaren Materialien Uran und Plutonium vermischen sich bei der Kernschmelze mit dem verflüssigten Metall. Dieses Gemisch wird bis zu 2000 °C heiß und frisst sich durch alle Schutzschichten des Atomreaktors. Schließlich gelangt es in die Umwelt, was durch heftige Explosionen begleitet werden kann. Wenn die Kernschmelze einmal begonnen hat, ist dieser Prozess nicht mehr aufzuhalten. Selbst die dicke Schutzschicht aus Stahl und Stahlbeton, die jeden Reaktor umgibt, wird durch die extrem heiße Schmelze durchbrochen.

Die Menschen und die Umwelt haben unter verheerenden Folgen der Kernschmelze zu leiden. Bei der Schmelze des Reaktorinhalts entsteht einer der gefährlichsten Giftstoffe aus radioaktivem Uran und giftigem Plutonium. Hinzu kommen weitere giftige radioaktive Stoffe wie Cäsium 137 oder Strontium 90, die ebenfalls bei der Reaktortätigkeit entstehen.

Das Reaktorunglück im russischen Tschernobyl setzte im Jahr 1986 sehr große Mengen Cäsium 137 frei. Diese wurden durch ungünstige Winde bis nach Nord- und Westeuropa getragen. Durch Ablagerungen in der Natur gelangten diese gefährlichen Stoffe letztendlich in die menschliche Nahrungskette.